Sonntag, 21. Januar 2007

...

Der in Arbeit befindliche Roman spielt in B-City, der ehemaligen Hauptstadt Deutschlands namens Berlin. Europa, Deutschland und auch Berlin sind in eine Vielzahl von Habitaten zersplittert. In Middle-B, einem aus den ehemals gutbürgerlichen Stadtteilen Wilmersdorf, Zehlendorf, Schöneberg und Charlottenburg bestehenden Habitat, sieht sich ein kränkelnder Angestellter eines Architekturbüros zur Flucht aus dem Gebiet der städtischen Habitate gezwungen.
Sein Weg in die nicht weniger aufregende Freiheit wird zur mühsamen Suche nach einem Leben mit sinnvollen Inhalten und menschlichen Gefühlen.
Ein düsteres Geheimnis gilt es zu lüften. Doch hinter ihm tun sich neue auf. Zwei Konzerne liefern sich anscheinend einen gnadenlosen Konkurrenzkampf, in dessen Mittelpunkt es um Leben und Sterben geht - und um die Hirne vieler Menschen ...


Erste Kostproben (aus dem ersten Roman der Reihe) von Harald Buwert
“Projekt ProMorgen - Brain-Bomber”

Kapitel 4
Der Stämmige sah ihm fest in die Augen. Seine eigenen funkelten böse, als er mit beiden Händen auf die Blutgefäße in seinem Gesicht wies. Sie quollen so stark hervor, dass sie ein tiefes Relief bildeten und an manchen Stellen winzige Blutstropfen herausdrückten. Oder hatte er sie aufgemalt?
„Die Nachricht haben sie heute Vormittag in den LocalNews verbreiten lassen. Es täte ihnen leid, aber die Versuchsreihe sei vorzeitig beendet worden. Schalotten werden nicht mehr gebraucht. Wozu habe ich das alles mit mir machen lassen? Damit ich jetzt ohne Altersgeld dastehe?“
„Haben sie euch das versprochen?“
„Immer wieder. Das war der Deal, den sie mit uns vor vielen Jahren abgeschlossen und jedes Jahr neu bestätigt haben. Mein Nervensystem und die Blutbahnen im Kopf haben sie für die kommenden Einsätze vorbereitet. Ich hätte jederzeit zur Verfügung zu stehen. Eines Tages sei es soweit. Es gibt ein Risiko, haben sie gesagt, und einige von denen, die sie geholt haben, sind ja auch nicht mehr zurückgekommen. Aber da hieß es immer, die hätten sich freiwillig zu weiteren Experimenten an anderen Orten verpflichtet. Ich weiß nichts darüber. Aber wenn es so ist, gäbe es ja auch dafür wieder gutes Geld, stimmt’s? Und nun heißt’s, wir brauchen euch nicht mehr. Ihr seid wieder, was ihr immer wart’, Nonexistenzler. Alles aus und vorbei. Der Deal ist geplatzt, Leute. - Das sind doch Verbrecher!“
Noi schürzte die Lippen und behielt seine Gedanken für sich. Diese Leute hatten ihren wichtigsten Körperteil verkauft, ohne jede Garantie auf Unversehrtheit. Nun hatten sie es zurückerhalten und haderten mit ihrem Schicksal, das vermutlich Altersarmut hieß. Kein schönes Schicksal, aber alltäglich in der Welt der Nolegs, der armen Welt, die in abertausende schutzlose Habitate zerfallen war.

Kapitel 7
Verdutzt blickte er auf. Über ihm verdunkelte sich der Himmel. Ein kleiner Verband Cargo-Copter flog lautlos über das hohe Dach des elliptischen MediaHouse-Centers hinweg in Richtung Charlottenplatz. Das aus transparentem Material gebaute Hochhaus, normalerweise in Regenbogenfarben schillernd, wurde von der schwarzen Formation, die mit gedrosselter Geschwindigkeit dicht über das Flachdach hinweg flog, in einen dunkelgrauen Schatten getaucht. Cargo-Copter des CityCorps am Himmel, wunderte er sich, und am Boden Polizeieinheiten, wie passt das zusammen? Das CityCorps war als B-Citys Militäreinheit für die Abwehr terroristischer Angriffe von außen zuständig, ein innerstädtischer Einsatz machte keinen Sinn.
"Beeilen Sie sich!" Mit diesen Worten ließ ihn die Polizistin allein. Gleichzeitig mit ihr setzten sich in der Straße die anderen C-Men in Bewegung. Ein Einsatzbefehl schien sie zum Charlottenplatz zu rufen, den der dunkle Copter-Verband inzwischen erreicht haben musste.
Copter können dort nicht landen, schoss es ihm durch den Kopf. Vom Charlottenplatz her hallten laute Schreie. Er lief, seine Schritte beschleunigend, in die entgegengesetzte Richtung. Eine seltsame Stimmung ergriff ihn. Das Gefühl, nicht Herr der Situation zu sein, wurde stärker. Ist das die Angst vor der Angst?
Schneller, feuerte er sich an, bloß raus aus dieser Straße. Hier geht etwas Abnormes vor sich!

Kapitel 11
„Wer … kauft mich?“ Der Gedanke kam ihm unsinnig vor. Inzwischen suchte die NENA grenzüberschreitend nach ihm. Ein friedliches Leben würde er nicht mehr haben, bekäme sie ihn in die Finger. Doch weshalb sollte eine technisch perfekt ausgerüstete Sicherheitsbehörde kleinen Gaunern etwas für seine Auslieferung bezahlen? Die drei ihm gegenübersitzenden Banditen waren nicht dumm, und anscheinend hatten sie Kontakte zu Kreisen, die bereit waren, Geld in ihn zu investieren. In ihn, einen dreißigjährigen, krankhaft veranlagten Flüchtling, der zwar unlautere Machenschaften erahnt, aber keine Beweise dafür gefunden hatte.
Die drei lachten lauthals, als hätte er einen guten Witz gemacht.
„Wer dich kauft und wofür, geht uns nichts an. Das ist scheißegal, weißt du.“ Mox lachte nicht länger. „Wir haben dich feilgeboten und nun will jemand für dich bezahlen.“
„DrugMen?“, fragte er verunsichert.
Sie lachten wieder.
„Brainer?“
„Morgen ja“, ließ sich Frizz heiser vernehmen. „Heute nicht.“
„NeoKirk?“
„Ach, die zahlen doch nichts“, sagte Uri. „Und wenn, dann mit Falschgeld.“
Er beobachtete, wie eine Person, die sich sehr wendig zu bewegen wusste, auf dem Sessel neben Mox Platz nahm. Ein hagerer alter Mann mit Glatze, sehr heller Haut und herabgezogenen Mundwinkeln. Der ihn starren Blicks musterte.
„Die Sache gilt“, sagte er und wandte sich Mox zu. „Ich nehme ihn.“



Kostproben aus dem Roman von Wolfram Kober
“Projekt ProMorgen - Brain-Debakel”
(gedacht als Fortsetzung des Romans von Harald Buwert)

Der Schein des kleinen Lichtes zerteilte flackernd die Düsternis ihrer Nische. Ein dünner Rußfaden krängte sich in die Höhe und verschwand dort an der felsigen Decke.
Seit Minuten kauerte sie in einer Hockstellung vor dem niedrigen Tisch aus Stein und krümmte die Hände um die aus Fett geformte Kerze. Viel Wärme sonderte die Flamme nicht ab, aber diese sanfte Berührung mit der Haut genügte ihr schon.
Leise Stimmen, deren Worte durch die Höhlungen bis zur Unkenntlichkeit verzerrt wurden, Scharren und Knistern, hohles Klopfen und auch Töne, deren Herkunft sie nicht deuten konnte, umgaben sie. Ein babylonisches Konglomerat aus Geräuschen, das ständig präsent war, mal säuselnd und unscheinbar, mal derb und störend, stets im Hintergrund, den sie nicht missen mochte. Sie war allein am Tisch – aber nicht allein in der Kaverne.
Von links schwappte ein Hauch kühler Luft herein. Die Flamme auf dem Docht neigte sich ein wenig. Der Metrotrans war pünktlich. Dieses Ungeheuer auf Linearmotoren schob durch seine Masse und die Geschwindigkeit einen Berg Luft vor sich her, die überall in der unterirdischen Magistrale Ausweichmöglichkeiten suchte. Die Kaverne war nicht weit vom Tunnel entfernt und ihr Zugang nur provisorisch verschlossen. Die Outs hatten es noch nicht geschafft, sich eine eWall zu organisieren, um sie richtig abzuschotten.
In den schwachen Luftsog mischte sich nun das ferne Geräusch, das der Zug auf seiner fast tausend Kilometer langen Reise zwischen B-City und Paris verursachte. Der Boden zitterte kaum merklich. Dann war es vorbei.
Orana schlurfte heran. Sie zog das linke Bein nach. Annemaraa wusste, dass der Bruch im Oberschenkel nicht sauber verheilt war. Hustler hatte es damals zwar geschient, aber die ungeduldige Orana nicht gewartet. Jetzt hinkte sie. Ihr Gesicht war dunkel. Wie alle Gesichter hier unten. Die kurzen Haare standen in bizarren Formen vom Kopf ab. Die ursprüngliche Farbe ließ sich nicht mehr erraten. Es waren Staub und Dreck, die sich wie krustige Patina niedergelassen hatten. Wasser gab es eigentlich nur zum Trinken. Manche wuschen sich mit ihrem eigenen Urin, aber das konnte Annemaraa nicht. Trotz aller Entbehrnis – das hatte sie nie über sich gebracht. Sie besaß noch einen winzigen Vorrat an Reinigungstüchern, doch die verwendete sie nur für Hände und Schamteile und manchmal die Füße. Die Männer brachten selten welche mit zum Verteilen.
Der Plan, durch den Fels hindurch nach Grundwasser zu suchen, war irgendwann aufgegeben worden. Die Kinder turnten manchmal in dem damals angefangenen Tunnel, der weiter in die Tiefe führte. Ein Geächteter, zu ihnen gestoßen, hatte allen lang und breit erklärt, weshalb der Plan zum Scheitern verurteilt sein musste. Die geologischen Argumente waren plausibel. Da hatte man dieses Projekt schlicht aufgegeben.
Die Outs verfügen über drei Maschinen, die der Luft die Feuchtigkeit entzogen und so eine Flüssigkeitsmenge produzierten, die es ermöglichte, nicht zu verdursten. Am meisten litten die Kinder darunter. Es gab nicht viele in der Kaverne der Outs. Im Grunde hatte sie keiner gewollt, im Grunde wollte sie niemand diesem Schicksal der Entbehrungen aussetzen, aber manchmal, wenn der Trieb über die Vernunft siegte, manchmal passierte es doch, dass jemand schwanger wurde.
„Sie sagen, viele Dutzend Kilometer weiter westlich soll es noch eine Kaverne mit Outs geben.“
Annemaraa schaute auf, erwiderte aber nichts. Oranas schiefe Augen waren trübe. Vielleicht waren sie infiziert und krank, aber Orana sprach nicht darüber. Sehhilfen besaß niemand hier unten, von medikaler Hilfe ganz zu schweigen. Das gab es nur in der oberen Welt mit ihren Wundermitteln und Techniken. Annemaraa sah wohl nicht besser aus. Sie wusste es nicht, denn sie vermied jeden Blick in irgendein Spiegelwerkzeug. Vorstellen konnte sie es sich gut. Aber Aussehen hatte hier unten wenig Bedeutung. Nur manchmal, wenn ihr Gemüt sich weigerte, sklavisch alles als gegeben hinzunehmen, in diesen Momenten stellte sie sich vor gekämmt, gewaschen, gut duftend und schön gekleidet zu sein. So, wie sie es als Kind erleben durfte, wenn ihre Mutter sie anzog. Als sie noch oben leben durfte. Bevor die C-Man den Bann über ihre Familie verhängten.
„Sie sagen auch, dass es im Tunnel neue Menschen gibt. Saubere. Uniformierte. Was die wohl suchen …“
„Geschichten, Orana. Wieder nur Geschichten. Irgendwer denkt sie sich aus in der Einsamkeit. Er erfindet sie, um seine Phantasie zu beflügeln und weil ihm das nicht reicht, erzählt er sie weiter. Märchen, nichts als Märchen … Mir wäre lieber, die Männer brächten Kleidung mit und Essen, anstelle dieser Geschichten.“ Sie seufzte und krümmte die Hände noch dichter um die Kerze. Die Hockstellung strengte an, aber sie ignorierte es. „Manchmal glaube ich, dass sich einige von uns doch heimlich mit Stoi! dopen. Dann kommt so was heraus.“
Orana trat um den Tisch herum, setzte sich neben Annemaraa auf den Boden und lehnte sich an sie. „Ostek scheint ein Dröhner zu sein und seine zwei Frauen tun es ihm nach. Wir haben sie nur noch nicht erwischt. Woher sie nur den Nachschub nehmen?“ Annemaraa spürte nun ein wenig Wärme an ihrer Seite. Das war schön. Diese winzige, im Grunde harmlose Berührung vermittelte mehr als nur den körperlichen Kontakt. Sie sprang auf eigentümliche Weise bis in die Seele. Annemaraa, auf stille Weise, war der Freundin dankbar dafür.
Orana setzte fort: „Ich glaube aber, was die Männer sagen. Warum sollten sie sich das aus den Fingern saugen? Isbert und sein Trupp haben die neuen Menschen gesehen. Sie zogen nach Westen. Es waren keine Arbeiter, sagt er, die ein neues Projekt beginnen.“
„Ach was … du musst nicht auf alles hereinfallen. Komm, wir sehen nach den Filtern.“ Sie wollte dieses Gespräch nicht fortsetzen. Das Hochstemmen fiel ihr nun schwer. Sie hatte zu lange so gehockt. Jetzt waren die Knie steif und schmerzten. Sie streckte und beugte die Beine. Auch Orana rappelte sich auf.
Die regelmäßige Wartung der Filter war eine der Aufgaben der beiden Frauen in diesen Tagen. Viel war freilich nicht zu tun. Die Säulen, die die Luft ansaugten und im Gegenzug ein wenig Sauerstoff spendeten, waren mit einer Unmenge feiner Löcher versehen. Es kam vor, dass sie verstopften. Meist war es das Gemisch vieler kleiner Fussel, die von wer weiß woher kamen. Obenauf hockten Lampen, deren Glocken diffuse Helligkeit verbreiteten. Sie gingen von Säule zu Säule und wischten mit grobporigen Schwämmen über das Metall. Es vibrierte mit einem kaum wahrnehmbaren Ton. Der kam von den Ergopacks, die den Strom für die Filter lieferten. In der Nähe der Säulen war die Luft ein wenig frischer als in den übrigen Teilen der Kaverne.



Kostproben aus dem Roman von Volker Hagelstein
“Projekt ProMorgen - Die tote Stadt”

Im ehemaligen deutschen Norden haben sich in einem kleinen Habitat Menschen verschanzt, denen seherische Kräfte zugeschrieben werden. Verschiedene Parteien interessieren sich aus unterschiedlichen Motiven dafür. Es kommt zu Ereignissen, die anscheinend niemand voraus sah.

...
Mel würde es überstehen. Sein Herz schlug ziemlich ruhig und kräftig, wie Kresten auf dem Display des flachen, handtellergroßen Herzsensors ablas, den er dem Verwundeten auf die Brust gelegt hatte. Da sich die Bewacher so großzügig erwiesen hatten, ihm seine wichtigsten Utensilien zur Verfügung zu stellen, war es ihm gelungen, die verletzten Bereiche ausreichend zu desinfizieren.
Mit Hilfe der gewebebildenden Hormone begann sich die Wunde mittlerweile sogar sichtbar zu schließen, auch wenn die Narben recht bindegewebig ausfallen würden. Aber mehr war unter diesen Umständen nicht zu erreichen.
„Ferer, hol uns raus aus diesem verfluchten Loch! Sofort!“, stieß er zwischen seinen Zähnen hervor.
Vor einer Stunde war ein heftiger Schauer niedergegangen, jetzt fielen dicke Tropfen von dem Strohdach der Hütte und bildeten auf dem Boden eine Lache, in die sich Staub und Schmutz mischten. Erleichtert stellte er fest, das seine Pritsche, die an einer Wand des engen, finsteren Raums aufgestellt war, davon verschont blieb. Allerdings erzeugte das feuchte Holz einen widerwärtig muffigen Geruch. Er hatte Mühe, die lebhaften Vorstellungsbilder aus dem Kopf zu bekommen, in denen mikroskopische Pilzsporen durch seine Luftröhre wirbelten und sich in den Bronchien festsetzten. Unwillkürlich fasste er sich an die eigene Wunde unter dem Ohr, von der ein dumpfes Pochen ausging.
Als er seine Fingerspitzen betrachtete, bemerkte er einen schmutzig grünen Schleim auf ihnen. Es war etwas von diesem Dreck, der hier allgegenwärtig zu sein schien. Das Ekelgefühl jagte ihm eine Art Schüttelfrost durch sein Inneres.
Um sich abzulenken, warf er ein Blick durch das winzige Fenster, das auf der Seite von Mels Liege in die Wand eingelassen war, aber wie all die Male davor erkannte er nur immer den kleinen Ausschnitt einer menschleeren, ländlichen Gegend. Völlig nichtssagend.
Er wusste, dass die Tür bewacht wurde. Von einem ruppigen Kerl, der ihn schon einmal auf eine ziemlich brutale Art und Weise zurückgestoßen hatte, als er versuchte, den Raum zu verlassen.
Immer wieder stöhnte Mel auf, aber zu Krestens Erleichterung blieb er im Schlafzustand. Gerade in der momentanen Heilungsphase dürften die Schmerzen massiv sein, und das war genau das, wogegen er nichts unternehmen konnte.
Die Tür öffnete sich und drei Männer betraten die Kammer. Der erste von ihnen, sein Wächter, hielt ihm einen hölzernen Knüppel gegen die Brust und forderte ihn damit auf, zurückzutreten und sich auf seine Pritsche zu setzen. Der andere war der Mann mit den wirren Haaren, der Kopf der Entführer, wie Kresten vermutete. Als letztes schob sich der Mann, dem der schwarze Hund gehört hatte, durch die Tür.
„Sie kommen von Pavel?“, fragte der Anführer in einem ruhigen, sachlichen Ton.
Als Kresten mit seiner Antwort zögerte, nickte der andere der Wache zu. Aufheulend packte der Wissenschaftler seinen rechten Oberarm, der von einem wuchtigen Knüppelhieb getroffen worden war.

...

Als Jennifer ungefähr die Hälfte der Liste abgearbeitet hatte, wobei sie die Artikel in der selben Reihenfolge las wie der Unbekannten, setzte sie die Haube ab, massierte sich die Stirn und nippte an ihrem Kaffeebecher.
Das war alles nicht uninteressant, vor allem spürte sie die Faszination, die von diesem Gebiet ausging, das nur wenige Minuten Flugzeit von ihrer Heimatstadt entfernt lag und doch so ungreifbar und fremd erschien. Trotzdem war sie unzufrieden. Nirgendwo war erkennbar, wie sie Ascan mit diesen Daten beeindrucken könnte. Und der Unbekannte, Mr. X, wie sie ihn zu nennen begann? Wahrscheinlich nur jemand von einem der großen Bio-Konzerne. Vielleicht suchte er nach irgendwelchen Hinweisen für Umweltdelikte eines Konkurrenten, um ihn mit fantastischen Schadensersatzansprüchen zu überziehen. Oder umgekehrt jemand, der Material sammelte, um so eine Attacke abzuwehren. Dafür ließen die Konzerne so einiges an Geld springen. Vermutlich auch das entsprechende Bestechungssümmchen, um an eine unbeschränkte Zugriffsberechtigung für das Archiv heranzukommen.
Mit einem Gefühl der Mutlosigkeit setzte sie sich die View-Haube wieder auf. Einzig der Gedanke, dass sie sich wohl doch nicht allzu viele Sorgen um Ascan zu machen brauchte, hob ihre Laune ein wenig.
Als sie im Geiste bereits ihre Sachen zusammengepackt hatte, stellte sie einen neuen Zusammenhang zwischen letzten Artikel fest: Sie handelten alle von einem gewissen Dr. Sauter, Molekularbiologe der Universität von B-City, der schon 2071, direkt nachdem die Quarantäne aufgehoben worden war, seine Forschungen ins Reservat verlagerte. Das Eigenartigste war, dass er als Spezialist für psychologische Genetik bezeichnet wurde. Warum forschte jemand mit diesem Spezialgebiet freiwillig in einem chemieverseuchten Krisengebiet?
„Mit meinen Arbeiten knüpfe ich an die Forschungen des deutschen Psychologen Dietrich Dörner aus dem letzten Jahrhundert an, wobei ich die Fragestellung um die genetische Dimension erweitere.“ Das waren die einzigen Originalworte, die sie von diesem Mann finden konnte. In einem völlig unbekannten elektronischen Wissenschaftsjournal. Ungefähr vierzig Jahre, bevor sie geboren wurde.
Was könnte Mr. X daran so interessant finden? Nach einer Recherche in einem Umweltprozess sah das jedenfalls nicht mehr aus. Und welche Verbindung könnte es zu den Sehern geben? Sie fuhr sich mit den Fingern hinter die Ohren.
„Die Standleitung zu Ascan Bälder aktiveren?“, fragte eine synthetische Stimme in ihrem Innenohr. Nachdem sie bestätigt hatte, musste sie einige Sekunden warten, dann hörte sie, wie sich Ascan meldete.
„Wie geht es dir?“, fragte sie behutsam.
„Es könnte besser sein! Die Leute hier sind wirklich harte Nüsse. Aber meine Befindlichkeit spielt keine Rolle. Hier laufen wirklich aufregende Sachen ab. Weißt du, wer den Sehern - es gibt sie wirklich, auch ihren Tempel. Ich wohne jetzt dort - wer ihnen im Moment einen Besuch abstattet?“

Projekt ProMorgen

Zwei Namen stehen für den "Autoren-Verlag für Science Fantasy & Social Fiction": Harald Buwert (Inhaber) und Wolfram Kober (Autor und ideeller Mitarbeiter). Der literarische Verlag fördert neue Talente mit eigenen Projekten.

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... der kluge Wissenschaftler und Publizist Alexander Kluge zur Zeit? "Die Wirklichkeiten auf dem Planeten beginnen, ihre Romantätigkeiten zu intensivieren. Die Möglichkeit fängt an zu spinnen."

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